Hallo, ich bin Ursula Oberst, Psychologin bei Weidemannbcn, und arbeite bevorzugt mit Paaren.
Lohnt es sich heute überhaupt noch, Paartherapie zu machen? Wenn Unstimmigkeiten oder Konflikte auftreten oder sich Ermüdungserscheinungen breitmachen, scheint es doch viel einfacher zu sein, sich zu trennen und alleine zu leben, oder sich in Zeiten der Partnerbörsen im Internet jemand anderen zu suchen. Es gibt zwar Situationen, wo eine Trennung tatsächlich die beste Lösung ist, aber ansonsten ist meine Meinung zur Paartherapie ein klares Ja. Aus drei Gründen: Erstens, weil jede Trennung ihren emotionalen Preis hat, der mit jeder neuen Trennung und jeder neuen Verbindung nicht geringer, sondern häufig höher wird. Und wenn Kinder da sind, sind sie häufig die grössten Leidtragenden.
Zweitens möchten die meisten Menschen nicht dauerhaft alleine durchs Leben gehen, sondern haben ein starkes Bedürfnis nach einer stabilen Verbindung, weswegen sie sich bald nach der Trennung wieder auf die Suche machen – und feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, trotz der Fülle des Angebots in den Partnerbörsen, einen Menschen zu finden, mit dem sich diese Verbindung auf Dauer leben lässt.
Und drittens, neigen wir Menschen dazu, die gleichen Fehler zu wiederholen, auch wenn wir uns bemühen, jemanden zu finden, der genau das Gegenteil ist von dem vorigen Partner, mit dem wir so gelitten haben, und deshalb haben wir häufig bald Probleme mit dem neuen Partner, der doch so anders zu sein schien. Das hat mit unserer Persönlichkeit zu tun, unseren in der Kindheit verankerten Bindungsmustern. Diese Muster sind unbewusst und werden darum selten wirklich hinterfragt.
Deshalb arbeite ich in der Paartherapie nicht mit der „Partnerkommunikation“, sondern bemühe mich, diese Muster bei beiden Partner aufzudecken und zu zeigen, wie das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Muster die beiden auf der einen Seite zusammengeführt hat, auf der anderen aber auch die Grundlage der Konflikte ist.